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Timo Brockmeyer (Universität Göttingen und Universität Münster), Christoph Herrmann-Lingen und Thomas Meyer (Universitätsklinikum Göttingen), Dominique de Quervain (Universität Basel)

 

Hintergrund: Die Binge-Eating Störung (BES) ist die häufigste Form von Essstörungen und primär durch unkontrollierbares Verlangen nach Nahrungsaufnahme und regelmäßige Episoden anfallsartigen Essens gekennzeichnet. Obwohl die BES v.a. mittels Kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) relativ gut behandelt werden kann, brechen etwa 25% aller Patient*innen die Behandlung frühzeitig ab und 50% erleben Rückfälle. Das unkontrollierbare Verlangen nach Nahrungsmitteln und die folgende Nahrungsaufnahme können als konditionierte Reaktionen auf interne und externe nahrungsassoziierte Reize angesehen werden. Nahrungsmittelexposition mit Reaktionsverhinderung stellt eine Kernintervention der KVT bei BES dar und zielt darauf ab, diese konditionierten Reaktionen mittels wiederholter Extinktionserfahrungen zu reduzieren. Während dieser Extinktion werden neue Gedächtnisinhalte konsolidiert. Präklinische und klinische Forschung konnte zeigen, dass diese Gedächtnisprozesse durch Glukokortikoide beeinflusst werden können. So inhibieren erhöhte Glukokortikoidspiegel den Abruf affektiv geladener Gedächtnisinhalte und erleichtern Gedächtniskonsolidierungsprozesse. Diese Effekte wurden in anderen Studien bereits genutzt, um durch Glukokortikoidgabe die Effekte von Expositionstherapie bei Angststörungen zu verbessern. Vor dem Hintergrund dieser Befunde erscheint es vielversprechend, die potentiellen Effekte von Glukokortikoiden auf zentrale Gedächtnisprozesse bei Expositionstherapie von BES zu untersuchen.
Methode: Es handelt sich um eine pilotierende, doppel-blinde, randomisierte, placebo-kontrollierte Überlegenheitsstudie mit zwei parallelen Behandlungsarmen. Die übergeordnete Fragestellung des Projektes ist, ob bei BES Extinktionslernen während Nahrungsmittelexposition durch Glukokortikoide verstärkt werden kann. Hierfür sollen 50 Patient*innen mit BES untersucht werden. Nach der initialen Erfassung von Essstörungssymptomen, Nahrungskonsum, habituellem und reizinduziertem Verlangen nach Nahrungsmitteln sowie nahrungsbezogenen Ängsten, werden die Teilnehmer*innen zufällig drei Sitzungen Expositionsbehandlung plus entweder Kortisol oder
Placebo zugewiesen. Während und nach der Intervention sowie einen Monat später werden die genannten Parameter erneut gemessen.
Diskussion: Die geplante Studie übersetzt Grundlagenbefunde in einen neuen kombinierten Behandlungsansatz. Es ist die erste Studie, die Effekte von Glukokortikoiden auf zentrale Gedächtnisprozesse untersucht, welche der Expositionsbehandlung bei Essstörungen zugrunde liegen.

Förderung: DFG

Projektlaufzeit: 2022 - 2025

Registrierung im Deutschen Register Klinischer Studien (DRKS)

Status: Laufende Datenerhebung, Studienteilnehmer*innen gesucht

Website der Studie

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